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Warum die Diagnose wichtig ist


Manche Eltern und auch Ärzte haben ernste Bedenken gegen eine Diagnose. Sie wollen den Kindern keinen „Stempel“ aufdrücken, die Kinder und die leiblichen Mütter nicht stigmatisieren. Auch die Tatsache, dass es keine FASD- spezifischen Therapien gibt und FASD nicht heilbar ist, veranlasst manche dazu, die Diagnose für nicht wichtig zu erachten.


Es wird dabei oft nicht bedacht, dass Menschen mit FASD an einer hirnorganischen Schädigung leiden. Ihr Gehirn arbeitet anders.


Sie haben Schwierigkeiten, vom Schlafzustand in den Wachzustand zu wechseln, Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen, einen Zusammenhang zwischen Wetter und Kleidung herzustellen. Die Verarbeitungsprozesse im Gehirn laufen langsam ab, sie verstehen manchmal nur jedes 3. Wort bei normaler Sprechgeschwindigkeit.


Umsetzung von Regeln: Wenn sie FASD-Betroffene nach Regeln fragen, können sie die Regeln zwar wiedergeben, und wahrscheinlich auch, was die Konsequenzen sind, wenn jemand die Regeln nicht einhält. Sie verstehen aber oftmals nicht, welche Schwierigkeiten ihnen drohen, wenn sie selbst diese Regeln brechen.


Das Gehirn ist ein körperliches Organ, das in diesem Fall durch vorgeburtlichen Alkoholeinfluss geschädigt wurde. Man sieht das den meisten Betroffenen nicht an. Die Gesichtsmerkmale entstehen nur in einem kurzen Zeitfenster der Schwangerschaft - sie sind entweder gar nicht vorhanden oder verändern sich bzw. verschwinden im Erwachsenenalter. Sie können auch oft nur von einem erfahrenen Fachmann erkannt werden.

Das einzige Anzeichen ist oftmals das Verhalten.

Hat ein FASD Betroffener keine der Gesichtsmerkmale, besteht bei ihm ein hohes Risiko für eine schlechte Entwicklung. Ihren oft recht guten sprachlichen Fähigkeiten, ihrem unauffälligen, vielleicht sogar attraktiven Aussehen steht ein Verhalten gegenüber, das für andere unverständlich ist und auf das sie abweisend reagieren.


Während andere, äußerliche körperliche Gebrechen – etwa Gehbehinderung oder Blindheit – von der Umwelt leicht wahrgenommen werden können, ist das bei FASD-Betroffenen meist nicht der Fall. Dementsprechend fehlt auch das Einfühlungsvermögen – die Umwelt reagiert mit Unverständnis oder Verärgerung. Statt durch eine einfühlende Umwelt die Möglichkeit zu erhalten, auf ihre Art und Weise am Leben teilzuhaben, sind die Betroffenen oft isoliert.

FASD ist eine unsichtbare körperliche Behinderung!

Die Diagnose kann sie sichtbar machen!

Der FASD-Betroffene kann sein Verhalten, seine Reaktionen nicht verändern - das lässt seine Gehirnstruktur nicht zu.

Nur wenn das Umfeld das weiß, kann es auf die Bedürfnisse von FASD-Betroffenen angepasst werden.

Das Umfeld FASD-Betroffener bedarf einer Anpassung an die Bedürfnisse, ähnlich wie die für andere Behinderungen.

Ein Paradigmenwechsel von „will nicht zu kann nicht“ ist daher wichtig.

2 verschiedene Blickwinkel, die die emotionale Beziehung gewaltig verändern!

Statt Ärger und Zorn: Mitgefühl und Verständnis

Die Diagnose soll keine Stigmatisierung für die Betroffenen werden. Sie soll auch ihre Kompetenzen nicht beschränken. Im Gegenteil – sie ermöglicht, dass sie die nötige Hilfe und Betreuung bekommen, die sie brauchen.

Das Selbstwertgefühl eines Kindes kann vom Moment der Diagnose an wachsen. Die Diagnose bringt den Kindern Erleichterung. Sie deutet auf die Ursache ihrer Probleme hin. Sie fangen an zu verstehen, dass nicht sie für ihre Niederlagen verantwortlich sind.

Die Diagnose öffnet auch die Tür zur Konfrontation mit der biologischen Mutter. Oft ist das mit starken und traurigen, aber notwendigen Gefühlen verbunden, die eine persönliche Weiterentwicklung bedeuten können. Auch die Eltern/Betreuer fühlen sich dadurch erleichtert. Die Diagnose liefert die Begründung für das unverständliche Verhalten des Kindes. Sie fangen an zu verstehen, dass das Verhalten des Kindes unbewusst ist und nicht ihre elterliche/erzieherische Kompetenz in Frage stellt.

Sehr schwerwiegende Momente durchleben leibliche Mütter, denen klar wird, dass ihr Trinkverhalten während der Schwangerschaft einen negativen Einfluss auf die Entwicklung des Kindes hatte bzw. hat. Wobei man bedenken muss, dass keine Mutter ihrem Kind schaden will ! Man kann die Behinderung zwar nicht ungeschehen machen; aber man kann darüber reden und dem Kind helfen, dass es das Bestmögliche erreichen kann. Schweigen hilft niemandem !


Gute Gründe für eine Diagnose


  • Eine frühe Diagnose reduziert das Auftreten von sekundären Störungen;
  • Man muss die Natur der Behinderung erkennen und verstehen - nur so kann man den Betroffenen effektive Hilfe zu teil werden lassen;
  • Die Behinderung ist prima Vista oft nicht sichtbar; Die Gesellschaft versteht die Betroffenen nicht und reagiert mit Ausgrenzung;
  • Die Informationsverarbeitung im Gehirn ist das Problem, nicht die schlechte Erziehung. Liebevoller Umgang hilft - nicht Ausübung von Druck!
  • FASD wächst sich nicht aus, verschwindet also nicht. Die Betroffenen verstehen nicht, warum sie anders sind, warum ihnen vieles nicht gelingt, was für andere scheinbar mühelos ist. Die Diagnose öffnet ihnen gewissermaßen die Augen gegenüber ihren Problemen und hilft so aus der Verzweiflung.
  • Die Diagnose verändert vieles:

      Sie nimmt den Druck von den Betroffenen und den Angehörigen

      Sie ändert unrealistische Erwartungen

      Sie schafft Raum für gezielte Hilfestellung

      Sie nimmt den Betroffenen das Gefühl "Ich genüge nicht!"



Nur so hat der/die Betroffene die Chance, ein positives Selbstwertgefühl zu entwickeln.



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